Früher durfte ich hier am Wallfahrtsort Schönstatt über 14 Jahre Pilger und Pilgerinnen empfangen und mit ihnen Eucharistie feiern und Sakramente spenden. Viele ließen mich an ihrem Leben teilhaben. Dafür bin ich sehr dankbar. Immer wieder war ich beeindruckt vom Glauben der Einzelnen und dem tiefen Vertrauen auf die Gottesmutter Maria. Die Gottesmutter von Schönstatt ist auf der ganzen Welt berühmt. So kommen die Pilger aus vielen Erdteilen und viele Sprachen werden hier gesprochen. Manche Pilgerinnen kamen nach Ende des Kommunismus aus Kasachstan. Ich erinnere mich an eine ältere Frau, die jedes Jahr kam und mir berichtete, wie sie mit anderen Frauen auf den weiten Feldern dort jeden Sonntag „Messe feierte“. Ich fragte nach, da es eigentlich keine Priester dort gab, wie sie das gemacht hätten. Die Frau erzählte, sie seien auf die Felder gegangen und hätten Rosenkranz gebetet. Die Männer hätten aufgepasst, ob Polizisten oder Soldaten kommen. Das waren ihre Sonntags-Messen. Was für eine Glaubens-Treue dieser Menschen!
Seit einigen Jahren darf ich in der Umgebung von Schönstatt in der Seelsorge der Pfarreiengemeinschaft Heimbach-Engers und im pastoralen Raum (früher: Dekanat) Neuwied als Kooperator wirken. Viele kommen von dort auch in die Gottesdienste in die Pilgerkirche oder zum Urheiligtum; viele Mädchen besuchen die Marienschule unserer Schwestern. So höre ich immer wieder: „Pater, wir kennen Sie von früher.“
In der Pastoral erlebe ich die Umbruchsituation, in der sich die Kirche befindet. Besonders die Pandemie hat vieles verändert und die Kirchen sind leerer geworden. In manchen der zehn Kirchen, in denen ich regelmäßig Hl. Messe feiere, ist es eine Freude zu erleben, dass es noch viele MessdienerInnen gibt. So konnte ich einige Weihnachts- und Ostergottesdienste mit fast 30 MessdienerInnen feiern.
Ein besonderes Erleben war die Einführung des neuen Pfarrers von Neuwied am vergangenen Sonntag (3. März) in der Pfarrei St. Matthias in Neuwied. Die Kirche war mehr gefüllt als an Weihnachten. Die Chöre der sechs früheren Pfarreien haben den Gottesdienst musikalisch festlich gestaltet. Anschließend gab es im nahen Gemeindezentrum die Gelegenheit zu Begegnungen. Es herrschte eine Aufbruchstimmung mit viel Freude und Hoffnung.
Freude bereitet mir, wenn ich das Sakrament der Taufe spenden kann, wie am kommenden Sonntag für zwei kleine Mädchen. In der Vorbereitung auf die Taufe besuche ich die Familien zuhause. So kann ich die Situation aufnehmen und man kann sich besser begegnen.
Besuche mache ich ebenso in Trauerfällen. So möchte ich meine Verbundenheit mit den Angehörigen zum Ausdruck bringen. Meistens entstehen gute Gespräche. Es findet Begegnung statt mit Angehörigen, die oft keinen Kontakt mehr zur Kirche pflegen.
Vor wenigen Monaten erzählte mir die evangelische Schwiegertochter vom Sterben ihrer Schwiegermutter. Diese hätte auf dem Sterbebett immer wieder ihre „Augen, Ohren, Mund, Herz und sich selber ganz und gar“ jemandem geschenkt. Ich konnte erklären, dass das in Schönstatt als Weihegebet an die Gottesmutter gebetet werde. Wie schön, so auf den Himmel zuzugehen.
Neulich bekam ich am Abend einen Anruf, dass der Großvater wohl bald sterben würde. Sofort bin ich hingefahren. Ich war beeindruckt, dass alle Töchter, der Sohn und Enkel um den Opa versammelt waren, um ihm in den letzten Lebensstunden nahe zu sein. Zusammen haben wir gebetet und ich konnte ihm das Sakrament spenden.
Öfter bieten wir auch in den Seniorengottesdiensten das Sakrament der Krankensalbung an.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete restliche Fastenzeit und frohes Zugehen auf Ostern.
Ihr Pater Franz Widmaier
Guten Tag, Herr Pater, Franz Widmaier,
Gerne bitte ich in ihren Anliegen und in den Anliegen ihrer Mitbrüder. Gott befohlen.
Ihre Frau Rüdel