Ostern in schwieriger Zeit

Wir haben gerade Ostern erlebt, noch immer in dieser schwierigen Coronazeit.

Im Frühling wollen wir endlich wieder hinaus, uns wieder treffen und diese schöne Zeit genießen und dann ...

Eine neue Mutante des Virus mit größerer und gefährlicher Dynamik hat uns wieder massive Einschränkungen gebracht. Nach dieser langen Zeit von über einem Jahr sind wir müde geworden, erschöpft.

Wann wird es endlich besser? Die Impfungen und Testmöglichkeiten zeigen ein absehbares Ende dieser Pandemie an, aber wie lange wird das noch brauchen?

Und dann kennen viele von uns Menschen, die der Virus krank gemacht hat, zum Teil mit schweren Verläufen, mit Krankenhausaufenthalten, Beatmung und manche sind daran gestorben. Diejenigen, die die Krankheit überwinden konnten, haben oft noch lange zu kämpfen, bis ihre volle Kraft wieder hergestellt ist.

Es ist eine schwere Zeit von Isolation, wenigen Kontakten, wirtschaftlichen Sorgen und Zukunftsängsten. Auch die Belastung von Familien mit ihren Kindern kostet sehr viel Kraft.

Und mitten in dieser Zeit haben wir die Kartage und Ostern gefeiert, sind mit Jesus mitgegangen, haben seinen Leidensweg mitvollzogen, vielleicht auch den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen gebetet.

Wenn wir es wirklich mit seelischem Mitvollzug gebetet haben, dann spüren wir, wie es uns guttut. Wir sind nicht allein in Not und Leiden, er ist diesen Weg vorangegangen und geht ihn mit. Er ist dabei, wir sind nicht allein, verlassen in unserer Not.

Wir sehen das Kreuz in unserer Wohnung, in der Kirche, schauen es immer wieder an und sagen ihm, Du bist da, wir sind nicht allein, du hast unsere Not getragen. Du gehst mit uns, wir dürfen dir unsere Last, unsere Sorgen übergeben, dir am Kreuz.

Und dann haben wir Ostern gefeiert, Auferstehung, haben das neue Leben gefeiert, das er uns geschenkt hat, haben auch in eingeschränkter Weise die Osterfreude ausgedrückt, gefeiert, um nicht zu vergessen, nach dem Tod kommt die Auferstehung, neues Leben. Das verändert unseren Blick, er richtet sich nicht nur auf das Leiden, die Not, sondern sucht bewusst die österliche Wirklichkeit des neuen Lebens.

Das aufbrechende Leben in der Natur kann uns dabei helfen, das Leben wahrzunehmen, sich daran zu freuen, es zu feiern und helfen, österliche Menschen zu werden, bei denen es bei aller Dunkelheit Licht gibt, das es heller werden lässt in unserer Seele.

Ein beeindruckendes Beispiel ist der Bericht von einem Konzert in den USA. Der weltberühmte Geiger Yitzhak Perlman war der Star des Konzerts.

Er betrat die Bühne, das Orchester und der Dirigent waren schon bereit, ging mühsamen Schrittes nach vorne – durch Kinderlähmung ist er gehbehindert - setzte sich und als er bereit war, gab der Dirigent das Zeichen und das Konzert begann. Nach wenigen Minuten ein Knall, eine Saite seiner Geige war gerissen, der Dirigent brach sofort ab. Man erwartete nun, dass er eine Ersatzgeige holen ließ. Yitzhak Perlman aber schloss die Augen und gab dem Dirigenten ein Zeichen, neu anzufangen. Er spielte auf 3 Saiten, sortierte in seinem Kopf den Solopart neu und spielte brillant, leidenschaftlich. Manches ging natürlich nicht so, wie es eigentlich sein sollte, aber es war ein beeindruckendes Musikerlebnis.

Am Schluss standing ovations, tosender Applaus.

Mit dem Geigenbogen machte Perlman ein Zeichen, um Ruhe bittend.

In die Stille hinein sagte er einen Satz: „Manchmal ist es Aufgabe des Künstlers zu zeigen, was geht mit dem, was man hat.“

„… zu zeigen, was geht mit dem, was man hat.“

Das heißt doch, nicht an dem hängen zu bleiben, was schwierig ist, klagend um den Verlust von Möglichkeiten kreisend, sondern darauf zu schauen, was man hat, was uns geblieben ist - und das ist nicht wenig - und daraus etwas Schönes, Brillantes zu machen.

Sicher, wir dürfen auch einmal klagen, unsere Gefühle in der Not zum Ausdruck bringen, aber dann auf das schauen, was geht und uns daran freuen.

Ab und zu Gott für unser Leben und seine Möglichkeiten, für unsere Kreativität und das Schöne, das in allem entstehen kann, zu danken, ist sicher ein guter Weg, der Osterfreude weiterhin Kraft zu geben und so mutig und mit offenem Blick in die kommende Zeit zu gehen.

 

So grüße ich Sie herzlich vom Berg Sion, danke Ihnen für alle Unterstützung und wünsche Ihnen in dieser Osterzeit Freude, Licht und Kraft in allen Herausforderungen.

P. Werner M. Kuller

 

 


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