In den frühen Abendstunden des 14. Dezember 2023 rief Gott unseren Mitbruder Pater Vinzenz Henkes im Provinzhaus auf Berg Sion zu sich. Mitte November musste er mit starken Schmerzen in das St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein eingeliefert werden, wo ein Karzinom im Darm diagnostiziert wurde. Nach einer notwendigen Operation konnte er am 8. Dezember, dem Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens, wieder auf den Berg Sion kommen, der für ihn zur Heimat und geistlichen Mitte seines Lebens geworden war. An diesem für sein Leben so bedeutsamen Ort durfte er schließlich sein Leben zurück in Gottes Hände legen.
Geboren wurde Vinzenz Henkes am 8. März 1932 in Ruppach/Westerwald als erstes Kind der Eltern Otto Ignatz (1905 - 1970) und Rosa (1906 - 1989). Es folgten ihm 1934 als Geschwister die Zwillinge Agnes und Hiltrud und 1939 der Bruder Artur. Die Schulzeit verlief wenig dramatisch: 1938 bis 1942 Grundschule in Ruppach. 1942 bis 1951 pendelte er zum Gymnasium im nahegelegenen Montabaur. Die Pallottiner mit ihrem Sitz in Limburg waren in der Umgebung bekannt und geschätzt. Zudem war die Erinnerung an Vinzenz’ Onkel P. Richard Henkes lebendig, der 1945 als Häftling im KZ Dachau gestorben war. So verwunderte es nicht, dass Vinzenz nach dem Abitur seiner Neigung zum Priestertum nachging. Am 1. Mai 1952 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Olpe ein, welches mit der ersten Profess am 24. April 1954 endete, das Studium der Philosophie eingeschlossen. Danach siedelte er gemäß dem üblichen Ausbildungsgang der Pallottiner auf die Hochschule nach Vallendar-Schönstatt zum Studium der Theologie um.
An der Hochschule fand Vinzenz Anschluss an den schönstättischen Victoria-Patris-Kreis, was für ihn einen entscheidenden Wendepunkt im Leben bedeutete. Für den 24. April 1957 war mit der ewigen Profess ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Priesterweihe bereits geplant, jedoch wurde er durch die Leitung der Gesellschaft der Pallottiner nicht zugelassen. Stattdessen wurde ihm ein Jahr zur Bewährung auferlegt. Freiwillig verließ er deswegen 1958 die Gemeinschaft und wandte sich mit der Bitte um Zulassung zum Priesterseminar der Diözese Münster an den dortigen Bischof Keller. Den ansonsten naheliegenden Weg zum Priestertum in seiner Heimatdiözese Limburg wollte er nicht beschreiten, da die dortige ablehnende Haltung des Ordinariates gegenüber Schönstatt bekannt war. In Münster wurde er angenommen und am 2. Februar 1960 nach Abschluss des Theologiestudiums durch Bischof Keller zum Priester geweiht.
Nach der Priesterweihe setzte er sich von 1960 bis 1966 an zwei Kaplansstellen, zunächst in Legden und dann in Münster, mit ganzer Hingabe und Leidenschaft in der Seelsorge ein, wozu auch eine begrenzte Mitsorge für die Schönstattbewegung gehörte.
In diese Zeit fiel die kirchenrechtliche Gründung der neuen Gemeinschaft der Schönstatt-Patres (8.7.1965) und die Rückkehr des Gründers Pater Kentenich aus dem Exil in Milwaukee/USA (24.12.1965). Dass er in die neue Gemeinschaft eintreten wollte, war für P. Vinzenz Henkes selbstverständlich. Er hatte mehrere Begegnungen mit dem Gründer, bei denen es im Wesentlichen um zwei Themen ging: Aus innerstem Antrieb setzte sich P. Henkes für die Gründung eines eigenständigen Zweiges von Anbetungspatres innerhalb der Schönstatt-Patres ein. Zum anderen übernahm er das Anliegen P. Kentenichs (unter dem Stichwort «divisio apostolorum» – Aussendung der Apostel wie damals an Pfingsten). Es ging darum, dass die neue Patresgemeinschaft von Anfang an international sein sollte und in allen Niederlassungen auf der Welt auch deutsche Patres mitwirken sollten. So stellte P. Henkes 1966 den Antrag an seinen Bischof in Münster, vom Diözesanklerus freigestellt zu werden und in die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres übertreten zu können. Der Bischof entsprach diesem Antrag. P. Henkes legte am 18.10.1966 in Anwesenheit des Gründers P. Kentenich die ewige Vertragsweihe in der neuen Gemeinschaft ab und wurde unmittelbar nach Argentinien versetzt. Dort wirkte er bis zum Oktober 1971 in der Schönstatt-Bewegung und als Kaplan der Marienschwestern.
Jetzt endlich konnte P. Henkes seiner Lieblingsidee folgen, nach Deutschland zurückkehren und zusammen mit einigen Mitbrüdern das Anbetungsinstitut gründen. Er wurde dessen erster Oberer und blieb es bis September 2004.
In der Einzelseelsorge trug P. Henkes die Anliegen und nicht selten auch die Last vieler Menschen mit. Ungezählte Stunden verbrachte er im Beichtstuhl. Bei seinen Begegnungen mit P. Kentenich in Milwaukee 1964 vollzog er eine grundlegende Umstellung seiner apostolischen und pastoralen Zielsetzung. War er bis dahin gemäß der Tradition in seiner Naturfamilie und Heimat ausgeprägt voluntaristisch eingestellt und stellte harte Forderungen an das Wollen und Leisten der Menschen, die ihm in der Seelsorge begegneten, so begann er jetzt eine deutliche Akzentverschiebung: Als Antwort auf die Schwächen der Menschen entdeckte und kündete er zunehmend mehr die barmherzige Liebe des himmlischen Vaters, das Vertrauen auf die Wandlungsgnaden durch die Gottesmutter und die Gaben des Hl. Geistes.
Als weiteren Schwerpunkt widmete er sich mit ganzem Herzen dem Auf- und Ausbau der Anbetungsgemeinschaft und der Unterstützung einer breit angelegten Anbetungsströmung. Neben der organisatorischen und spirituellen Ausgestaltung des Anbetungsinstituts war ihm der Aufbau des «Anbetungskreises Berg Sion» ein Herzensanliegen. Über viele Jahre und noch in hohem Alter pflegte er den Kontakt zu Menschen, die das Anliegen der Anbetung und einer kontemplativ geprägten Spiritualität teilen und in ihr persönliches Leben zu integrieren versuchen. In Anbetungstagen und Exerzitien sowie in einem Rundbrief für den Anbetungskreis Berg Sion sorgte er kontinuierlich für deren Inspiration.
Im Haus der Anbetung und der Gemeinschaft, die sich dort niedergelassen hatte, kam ihm auch seine ausgeprägt praktische Begabung zu Hilfe. Geistig-geistliches Leben verband er im Sinne der benediktinischen Tradition mit Handarbeit in Haus und Garten sowie in der Verwaltung. Über die persönlichen und seelsorglichen Kontakte gelang es ihm und seinen Mitbrüdern, so viele Spenden zu erhalten, dass das Haus der Anbetung gebaut und finanziert werden konnte.
Pater Vinzenz Henkes hat vielen Menschen den Weg zu Gott geöffnet und sie und ihre Anliegen mit in das anbetende Gebet hineingenommen. Wir bitten für ihn, dass er nun den lebendigen Gott von Angesicht zu Angesicht anschauen und anbeten darf.
Schönstatt, Berg Sion, 22. Dezember 2023
P. Raffael Rieger
Provinzial
Guten Tag,
Auf EWTN gibt es auch eine ewige Anbetung, die ich nutze und empfehle für jeden, der sich in den Anbetungskreis einschließen möchte.
Schöne Grüße
Frau Rüdel