Räume

Jakob Busch, Student unserer Gemeinschaft in München, berichtet über seine Erfahrung aus dem pädagogischen Praktikum im vergangenen Jahr.

Im Rückblick auf mein Praktikum hat der Begriff „Raum“ eine wichtige Rolle eingenommen. Von einigen „(Lebens-)Räumen“ und ihrem gegenseitigen Wechselspiel möchte ich hier gerne berichten.

Zum einen ist da als „Raum“ unsere Patres-Gemeinschaft. Für mich konkret hieß das im letzten Jahr vor allem, das Mitleben in der Filiale in Stuttgart. Gemeinsam essen, beten, kochen, die Spülmaschine ausräumen, das Haus renovieren, sich im Lebensaustausch einüben, oder auch zusammen einen Ausflug machen … Es ist ein Raum, der vor allem durch das Gemeinsame gefüllt wird: Indem wir miteinander den Alltag teilen, uns kreativ einbringen und uns gegenseitig erfahren. Im größeren Kontext von Gemeinschaft war für mich die Provinztagung ein neues Erlebnis. Dort konnte ich die einzelnen Mitbrüder und mich selbst unter der Perspektive wahrnehmen, wie wir uns über die Hausgemeinschaften hinaus ins große Ganze einfügen. Für mich war es beeindruckend, dass wir über die Generationen hinweg ein warmherziges Miteinander erfahren konnten, das zudem von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt war.

 

Zum anderen finden wir den „Raum“ der Spiritualität, des geistlichen Lebens. Auch hier erleben wir Gemeinschaft: Bei der Feier der Heiligen Messe, bei Exerzitien, beim Gemeinschaftsgebet oder auch beim Stundengebet. Sich miteinander auf Gott ausrichten, die Nähe der Gottesmutter suchen, all das kommt hier immer wieder zum Tragen. Als persönliche Gebetszeit ist mir die Betrachtung nochmal vertieft wichtig geworden. In der Stille, in der Einsamkeit die Beziehung zu Gott suchen und mit ihm auf das Leben zu schauen, war für mich eine große Bereicherung. Hier hatten die Erfahrungen während des Praktikums im Apostolat und in der Gemeinschaft oft ihren Platz. Es war ein wichtiger Ort, um die Schätze zu heben, die in dieser Zeit immer wieder sichtbar wurden.

Schließlich ist da noch das Apostolat. Meine Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, meinen Praktikumsbegleiter P. Frank Riedel in seinen Arbeitsfeldern (SMJ Freiburg, Misiones, Nacht des Heiligtums) zu begleiten und zu unterstützen. Dabei durfte ich – so selbstverständlich wie das vermutlich jeder Mitbruder in seinen eigenen Apostolatsfeldern erfährt – Menschen kennenlernen und in mich aufnehmen. Immer wieder ging es bei den jungen Menschen um die Frage der Lebbarkeit von Glauben im Alltag, um Sinnfragen, Scheitern, Erfolg, Wachstum …

Im Rückblick ist für mich besonders spannend zu sehen, dass es in allen drei Räumen ein ständiges Kreisen um Gott gibt. Als Gemeinschaft fragen wir in den Ereignissen, über die wir uns beispielsweise in den „Wie-geht’s-mir“-Runden austauschen, wo Gottes Spuren darin zu sehen sind. Im geistlichen Leben suchen wir bewusst den Blick auf ihn, um mit ihm in Beziehung zu sein und aus unserem „Gerufen-sein“ zu leben. Im Apostolat werden wir eingeladen, auf die Frage nach Gott im Leben anderer zu schauen. Darüber hinaus gibt es weitere Erfahrungen, in denen sich die Bereiche überschneiden und ergänzend vertiefen, wie es schon beim geistlichen Leben angeklungen ist.

Mein Eindruck ist, dass eine wesentliche Aufgabe von uns darin liegt, dieses Kreisen um Gott zu reflektieren, und darüber hinaus neue Räume zu schaffen. Räume, in denen der Andere erst einmal sein darf, in denen er sich öffnet und Vertrauen erfährt. Und zugleich ist es wesentlich, dass wir selbst diese Räume haben, um ganz für andere Menschen da sein zu können.

 

Jakob Busch

 


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